Netzwerk zur Beratung und konkreten Hilfe bei übermäßiger  Mediennutzung
 

Pressemitteilungen


Auftaktveranstaltung des Fortbildungscurriculums "Medienabhängigkeit" am 22.02.13 in der Universität Paderborn

Der Auftaktworkshop am 22. Februar 2013 zum Thema "Medienpädagogik - Medienkompetenz - Prävention" wurde von Prof. Dorothee M. Meister und Dr. Anna-Maria Kamin durchgeführt.

Mit Unterstützung der Westfalenstiftung konnte das "Fortbildungscurriculum Medienabhängigkeit" realisiert werden. 30 Teilnehmer/innen aus unterschiedlichen Disziplinen (Medizin, Psychologie, Pädagogik, Sozialarbeit/-pädagogik) erwerben dabei Grundlagen und Praxiswissen rund um das Thema Medienabhängigkeit.

Im Zuge der Konzeption dieses Fortbildungsangebots wurde eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Universität Paderborn Arbeitsbereich Medienpädagogik und emprirische Medienforschung (vertreten durch Prof. Dorothee M. Meister und Dr. Anna-Maria Kamin) und dem Bündnis Mediensucht Paderborn (vertreten durch Dr. Falk Burchard, Hendrik Stoya, Gregor Wittmann und David Eick) geschlossen.


Bildschirmgeräte gehören nicht ins Kinderzimmer:     „Rock `n Roll und Mathe statt digitales Doping"

- Bündnis gegen Mediensucht gegründet -

Pressemeldung vom 21.07.2011

Kreis Paderborn (krpb). Je mehr Zeit Kinder und Jugendliche am Computer und vor dem Fernseher verbringen, desto schlechter sind ihre Schulnoten. Was die meisten Eltern längst ahnen und befürchten, wusste der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e.V. (KFN), Professor Dr. Christian Pfeiffer, im Paderborner Kreishaus mit Zahlen zu untermauern. Sein Institut stellte in Studien einen Zusammenhang zwischen exzessiver Computernutzung und Leistungseinbruch in der Schule fest. Vor allem die Jungen verlieren gegenüber Mädchen den Anschluss, weil sie deutlich häufiger und länger vor dem Computer hocken. „Bildschirmgeräte gehören nicht ins Kinderzimmer“, fordert der Experte. Stattdessen plädiert Pfeiffer für attraktive Freizeitangebote in Schulen. Was ist zu tun, wenn Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene sich in virtuellen Welten verlieren und Computer, Fernsehen und Handy das reale Leben zu ersticken drohen? Im Kreis Paderborn ist ein Bündnis gegen Mediensucht gegründet worden, um Betroffenen und Angehörigen Rat und Hilfe zu geben. Schirmherren sind Paderborns Landrat Manfred Müller und der Bürgermeister der Stadt Paderborn, Heinz Paus.

Die Bündnispartner betonten bei der Auftaktveranstaltung im Paderborner Kreishaus, dass es nicht darum gehe, Computer und Fernsehen „zu verteufeln“. Das Internet könne hervorragend zur Informationsbeschaffung genutzt werden. Schulen, Jugendämter und Kliniken verzeichnen jedoch einen deutlichen Anstieg problematischer Mediennutzung. Die Betroffene kapseln sich ab, werden von Eltern und Freunden nur schwer erreicht. „Dieser Trend ist alarmierend“, sagt Landrat Manfred Müller. „Es ist längst die Schwelle erreicht, die uns zum Handeln zwingt!“, bekräftigt Paderborns Bürgermeister Heinz Paus. Im Paderborner Bündnis für Mediensucht soll deshalb das gesamte Spektrum an Hilfsangeboten vernetzt und bekannt gemacht werden. „Unser Ziel ist es, möglichst früh zu helfen, damit junge Menschen nicht in Abhängigkeit geraten. Ich erhoffe mir von dem Netzwerk, dass dort die professionelle Hilfe koordiniert wird und bei den Betroffenen ankommt“, so Müller. Beteiligt sind der Kreis und die Stadt Paderborn, die Gesamtschule Paderborn-Elsen sowie die LWL Klinik Marsberg. Kooperationspartner ist das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. (KFN). Gefördert wird das Netzwerk durch die Stiftung Westfalen.

Das KFN widmet sich seit Jahren in seinen Untersuchungen der Frage, wie sich bestimmte Mediennutzungsmuster auf Schulleistungen von Kindern und Jugendlichen auswirken. Dabei rücken vor allem die Jungen in den Fokus. Ein erstes Beispiel für die Leistungskrise der Jungen sei die Quote der Schulabbrecher. Schon 1990 hätten die Jungen gegenüber Mädchen im Verhältnis von 56 zu 44 dominiert. Bis zum Jahr 2004 sei diese Divergenz auf 64 zu 36 angewachsen: Also 64 Prozent der Schulabbrecher waren männlich, 36 Prozent weiblich. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auch der Bundesstatistik zur Geschlechterverteilung beim Abitur entnehmen, die seit 1991 eine stetig wachsende Dominanz der jungen Frauen dokumentiere. Ein ähnliches Bild ergebe sich bei den Studierenden. In 1990 waren 64 Prozent der Studienabsolventen männlich, 36 % weiblich. In 2008 waren 57 Prozent der Studienabsolventen weiblich, 43 Prozent weiblich. Pfeiffer sieht eine der Hauptursachen in der Mediennutzung. Jungen würden wesentlich exzessiver Computer spielen bzw. mehr Zeit an Spielkonsolen verbringen als Mädchen. Deshalb lautet seine Forderung: Keine Computer und Fernseher in Kinderzimmern. Doch nicht jeder, der spielt, ist süchtig. Eine allgemein gültige Definition hierfür gibt es nicht. „Bei Kontrollverlust und Entzugserscheinungen wie Gereiztheit und Unzufriedenheit, wenn nicht gespielt wird, sprechen wir von Mediensucht“, so Pfeiffer. Besonders gefährdet seien jene, die in ihrem Alltag kaum Erfolgserlebnisse hätten und sich dann in die virtuelle Welt flüchten. Die Spielmacher wüssten dies und würden genau da ansetzen. Man könne eine andere Identität annehmen, Macht ausüben und werde durch Punkte, „Zusatzleben“ und dergleichen belohnt. Pfeiffer sprach von „digitalem Doping“, das den Herstellern Milliardenumsätze bringe. „Wir müssen uns um die kümmern, die gefährdet sind“, lautet sein Appell. Schulen müssten nicht nur Wissen sondern auch „Lust auf Leben“ vermitteln, z.B. in Form von Sport-, Musik- oder Theatergruppen im Nachmittagsbereich. In einer Schule in Hannover habe man einen Schüler, der dort als besonders gewalttätig galt, eine Hauptrolle in einem Theaterstück gegen Gewalt gegeben. Er habe sogar am Drehbuch mitgewirkt, weil es ihm nicht realistisch genug erschien. Schulen müssten auch solche Art von Erfolgserlebnissen vermitteln. Bürgerstiftungen könnten finanzielle Hilfen bieten. „Wir müssen Kindern und Jugendlichen eine Chance geben, den Tag mit sinnvollen Inhalten zu füllen. Also Rock `n Roll und Mathe“, so Pfeiffer.  

Infos zum Bündnis Mediensucht im Internet: www.mediensucht-paderborn.de.

Bildunterzeile: Bündnis Mediensucht gegründet: Dr. Falk Burchard, Chefarzt der LWL Klinik Marsberg, Professor Dr. Christian Pfeiffer, Landrat Manfred Müller, Bürgermeister Heinz Paus und Hendrik Stoya, Schulsozialarbeiter der Gesamtschule Paderborn-Elsen, wollen helfen, damit vor allem Kinder und Jugendliche nicht in Abhängigkeit geraten.




Nachricht vom 06.07.2011, 10:00

Paderborner Bündnis will computersüchtigen Jugendlichen helfen

Paderborn (wh). Das nächtelange "Daddeln" am PC ist in vielen Fällen nicht nur ein Hobby, sondern eine Sucht, die bis zum schulischen Scheitern und in die Depression führen kann. Das neue Bündnis Mediensucht Paderborn will mit einem breiten Spektrum von Therapie- und Hilfsangeboten die betroffenen Jugendlichen besser erreichen und behandeln als es bislang oft der Fall war. Am 14. Juli stellt das Netzwerk mit Vertretern aus den Bereichen Schule, Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie seine Arbeit im Paderborner Kreishaus vor.

"Zwar ist das Problem bekannt, aber wie nun mit einem schulverweigernden Jugendlichen, der täglich zwölf Stunden vor dem Computer verbringt, umzugehen ist, ist oft nicht klar", heißt es von Seiten des Bündnisses. Diesen Umstand möchte die Initiative nun ändern.